Aktionen

Marienkapelle: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Stadtwiki Strausberg

K
(Marienberg verlinkt.)
Zeile 8: Zeile 8:
 
Das [[ Dichterviertel]] mit der Höhe von über 80 Meter unter der Hochspannungsleitung an der [[Lessingstraße]].
 
Das [[ Dichterviertel]] mit der Höhe von über 80 Meter unter der Hochspannungsleitung an der [[Lessingstraße]].
  
Der [[Wasserturm]], auf dem 93,5 Meter hohen Marienberg, der am höchsten gelegen ist.  
+
Der [[Wasserturm]], auf dem 93,5 Meter hohen [[Marienberg (Strausberg|Marienberg]], der am höchsten gelegen ist.  
  
 
Wo er sich erhebt standen am Ende des 19. Jahrhunderts noch die Umrisse von Fundamentgruben. Denn auf dem heutigen Marienberg, der in alter Zeit Krähenberg hieß, befand sich einst eine  hölzerne Marienkapelle, die am 29. Mai [[1440]] erstmals urkundlich erwähnt wurde, deren genauer Ursprung aber nicht bekannt ist. Der Text in der genannten Urkunde lässt darauf schließen, dass der Anlass zu ihrem Bau noch nicht lange her war. Er lautet:
 
Wo er sich erhebt standen am Ende des 19. Jahrhunderts noch die Umrisse von Fundamentgruben. Denn auf dem heutigen Marienberg, der in alter Zeit Krähenberg hieß, befand sich einst eine  hölzerne Marienkapelle, die am 29. Mai [[1440]] erstmals urkundlich erwähnt wurde, deren genauer Ursprung aber nicht bekannt ist. Der Text in der genannten Urkunde lässt darauf schließen, dass der Anlass zu ihrem Bau noch nicht lange her war. Er lautet:

Version vom 30. Oktober 2010, 23:26 Uhr

Marienkapelle

Strausberg ist nicht wie Rom auf sieben Hügeln erbaut, aber es besitzt doch einige Höhen, wenn man es aus der Ferne betrachtet. So fallen folgende Höhen auf:

Das Altstadtpanorama mit der Marienkirche als höchsten Punkt (76 Meter über NN) vom Turmfenster, also glatte 100 Meter.

Das Dichterviertel mit der Höhe von über 80 Meter unter der Hochspannungsleitung an der Lessingstraße.

Der Wasserturm, auf dem 93,5 Meter hohen Marienberg, der am höchsten gelegen ist.

Wo er sich erhebt standen am Ende des 19. Jahrhunderts noch die Umrisse von Fundamentgruben. Denn auf dem heutigen Marienberg, der in alter Zeit Krähenberg hieß, befand sich einst eine hölzerne Marienkapelle, die am 29. Mai 1440 erstmals urkundlich erwähnt wurde, deren genauer Ursprung aber nicht bekannt ist. Der Text in der genannten Urkunde lässt darauf schließen, dass der Anlass zu ihrem Bau noch nicht lange her war. Er lautet:

...dar denne nu die gnade unser lieben frawen uffkommen ist..

Dieser Ursprung, der zu einem wundertätigen Marienbild führte, welches Ausdruck der in der Mark Brandenburg stark ausgeprägten Marienverehrung war, scheint wie in allen ähnlichen Fällen ein Gestalt annehmendes Holz- oder Wurzelstück gewesen zu sein, welches einen vorübergehenden Wanderer, Fuhrmann oder einen Schäfer anrief.

Der Klerus war zu jener Zeit bemüht den Drang der Wundergläubigkeit des einfachen Volkes in geordnete Bahnen zu lenken und schuf zu diesem Zweck neue Wallfahrtsorte. Man denke z. B. an die Marienwallfahrten in dieser Zeit zu der Marienkapelle von Wüstendornstedt bei Hillersleben und auf dem Golmberg bei Stülpe, zur Marienklause von Tangermünde und zur Marienkirche auf dem Harlunger Berg bei Brandenburg.

Also nahm sich auch der Pfarrer der St. Marienkirche, Werner Schütze, der Angelegenheit an. Gründe dafür hatte er genügend. Neben der Ehre der Heiligen Jungfrau, deren Dienst er ja als Pfarrer von St. Marien besonders verpflichtet war, dachte er sicher an die pekuniären Erfolge der anderen Wallfahrtsorte. Auch das leere Kirchensäckel, welches nach dem erst 1432 erfolgten Einfall der Hussiten und der teilweisen Zerstörung von St. Marien so gebeutelt war, dass der Kurfürst noch 1442 von notdorft vnd armude...unnser lieben frauwen pfarkirchen sprach, war auch ein gewichtiger Grund.

Die Gründung einer Wallfahrtskapelle musste aber vom Bischof, in diesem Fall von Stephan von Brandenburg, erst genehmigt werden. Was sicher auch geschehen ist, denn über die Verteilung der Einkünfte kam es zwischen dem Stadtpfarrer und dem Bischof zum Streit, den merkwürdiger Weise nicht die Kirche, sondern der Kurfürst Friedrich II. schlichtete. Wahrscheinlich hat der kluge Pfarrer den Kurfürsten angerufen, um gleichzeitig auf die desolate Lage seiner Kirche aufmerksam zu machen.

Friedrichs Entscheidung fiel am 29. Mai 1440 im Dorf Schönerlinde und lautete dahin, dass den Bischöfen von Brandenburg ein Drittel aller Einkünfte der neuen Kapelle zufallen sollten, ausgenommen die Spenden, die ihr am Liebfrauentage und dem Tage der Kirchweihe zukommen würden. Diese Festgaben sowie die beiden anderen Drittel sollten zu gleichen Teilen dem Pfarrer persönlich und dem Gotteshause zustehen.

Diese Bestimmung hat der Bischof in seiner am 9. September 1440 ausgefertigten Urkunde, die am Anfang ausdrücklich erwähnt, dass sich der Bischof mit dem Herrn Werner, Pfarrer zu Strausberg, gentzlich geeynet vnd vordragen hebben in aller mate vnd wise... met witschapp vnd vullbort vnszers gnedigen hern Marggrawen frederickes, noch zu Gunsten des Pfarrers erweitert, indem er ihm alle Einkünfte vom Tage Mariä Geburt und der Kirmes persönlich zuschrieb. Weiter regelte er in dieser, wegen der Mitwirkung von Laien in deutsch, nämlich in märkischem Platt, verfassten Urkunde alle Fragen die mit der Einnahme und Verteilung der Opfer zusammenhingen.

So sollten an dem vor dem Marienbild aufzustellenden Opferstock oder festen Behältnis drei Vorhängeschlösser angebracht werden, zu denen der Bischof oder sein Beauftragter, der Pfarrer von St. Marien und die Vorsteher und Erbauer der Kapelle je einen Schlüssel besitzen sollten, um nur gemeinsam an die Opfergaben zu gelangen. Alle Opfer, die zur Ehre Gottes und der Jungfrau auf dem Altar oder sonst niedergelegt oder in der Kapelle eingesammelt werden, sollten in den (verschlossenen) Stock verbracht werden, vnd wes denn in der capellen in dy ere godes vnd vnszer liuben frouwen in dem stogke vnd vpp de-maltare oder vpp den tafellen geoppert wert, is sy an gulden, grosschen, pennighen odder scheruen (Scherflein) odder susz an sulwer odder gol-de,welkerley dat sy, dat schal man met eynander werpen in den stogk .. vnd alle ander opper an Wasse, flasse vnd ouk wat da wert van leuendigen (lebende) oppern, schall man glieke deilen an dren deilen.

Der Anteil des Bischofs war zum allgemeinen Nutzen der Kirche, der Anteil des Pfarrers zur Bestellung von Messen in der Kapelle und eines dazu notwendigen Meßpriesters, der Anteil der Verweser und Vorsteher der Kapelle, die vom Pfarrer und Bürgermeister sowie vom Rat aus der Bürgerschaft gewählt werden sollten, war zur baulichen Instandsetzung der Kapelle und zur Beschaffung von Büchern, Kelchen, Meßgewändern, Wein, Brot usw. bestimmt. Über den persönlichen Anteil des Pfarrers siehe oben. Der Opferstock sollte durch einen frommen Priester oder Laien oder durch eine Frau behütet werden, die aus dem Opfer beköstigt wurde.

Die Kapelle hatte wohl doch nicht so viel Zuspruch wie man es sich wünschte, denn sie war nach ca. 50 Jahren in solch schlechten Zustand, dass ein Neubau erforderlich, aber kein Geld vorhanden war. Da der Bischof Johann von Brandenburg sichtlich interessiert an einem Fortbestand dieser Glaubensstätte war, schrieb er 1496 eine Kollekte aus. Gleiches tat am 22. August 1496 der Bischof von Lebus, Theodoricus. Sie gaben der Stadt Briefe mit der diese im Lande für die Renovierung der Kapelle sammeln konnte. Die Herren Puhlmann und Hahn aus Strausberg sollen in kurzer Zeit zimlich viel geldes, die Kirche zu renouiren zusammengebettelt haben. 1508, nach dem man drei Jahre an der nun aus Stein und wohl etwas größer gewordenen Kapelle gebaut hatte, war sie fertig und wurde vom Bischof Hieronymus von Brandenburg eingeweiht, was außer der Zehrung, 24 Gulden gekostet hat. Sie wurde von jetzt an als Kirche und nicht mehr als Kapelle bezeichnet.

Wegen der unruhigen Zeit des Streites zwischen Luther und der Katholischen Kirche war das Interesse an Wallfahrten und Wundern wohl schon etwas eingeschlafen, denn in einem Schreiben vom 17. Juni 1518 ermahnte Johannes von Blankenfeld, ein geborener Berliner und zu dieser Zeit Bischof von Reval, die Strausberger ihre Marienkirche auf dem Krähenberg nach katholischem Brauche zu erhalten. Es muss wohl so leidlich gegangen sein, denn noch 1531 bis 1537 zeigten die Kämmereibücher Eintragungen für ein jährlich sich wiederholendes Fest in der Kapelle, über den Kauf von Kerzen.

So z.B. für 1537: IIIIg. II pf. Dun man die kerze het gemacht vp ma-rienberg

Die Wallfahrtskirche wurde nach der Reformation in Brandenburg als eines der wenigen Objekte, die dem Wandel zum Opfer fielen, zerstört. Im Jahre 1549, 1550 und noch 1552 geben die Kämmereibücher von Strausberg darüber Auskunft, dass sie abgebrochen wurde und die Steine vom Marienberg geholt wurden.

1549

XII g. 11pf. vor die benke vom Marienberge zu bringen.

II schock vnd XV g. Wulff Timmermann fur III tausend stein von Marienberge genommen geben.

IIII schock vnd XIII g. mg. II pf. die Engeline vor stein von marienberge

1 fl. dem Murder dy kapelle aue thu breken.

II fl. dem Murder dy kapelle aue thu breken

1 fl. Merten elsen entpffangen von der kapelle


1550

1 1/2fl. dem murder dy capelle aue thu breken.

Dem Sacellano vnd auch dem Custodi von we-gen des furbotten auf seine Arbeit die er auf Ma-rienberg vollbringen soll gegewen.

1552

1 schock vnd V g. Jochem klingeberg gegue vor stein apf thu furen von Marienberg

Wie schon am Anfang erwähnt, waren in den Jahren vor 1900 nur noch Reste der Fundamentgruben erhalten, bis dann mit der öffentlichen Wasserversorgung im Jahre 1910/11 an dieser Stelle der Wasserturm erbaut wurde.